Lutherbibel November 2004



Lutherbibel - Franzfelder Online



 
Hochdeutsche Lutherbibel, Wittenberg 1555 "Oh wie ungleich verfahren wir mit dem armen jungen Haufen, der uns befohlen ist, ihn zu regieren und zu unterweisen, und schwere Rechnung dafür muß gegeben werden, dass wir ihnen das Wort Gottes nicht vorlegen. Wo die Heilige Schrift nicht regiert, da rate ich fürwahr niemand, dass er sein Kind hintue. Es muss verderben alles, was nicht Gottes Wort ohne Unterlass treibt. Die hohen Schulen sollen erziehen eitel hochverständige Leute in der Schrift, die da möchten Bischöfe und Pfarrherrn werden, an der Spitze stehen wider Ketzer und Teufel und alle Welt. Aber wo findet man das? Ich habe große Sorge, die hohen Schulen sind große Pforten der Hölle, wenn sie nicht emsig die Heilige Schrift üben und treiben in das junge Volk."
Die Bibel der Ansiedler


Im Jahr 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen zum Ablass veröffentlicht, 1521 auf dem Reichstag zu Worms den Widerruf der Thesen verweigert. Auf dem Rückweg von Worms nach Wittenberg wurde er im Auftrag seines Landesherrn, des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, entführt und auf die Wartburg gebracht.
Seine Haft dort in den nächsten zehn Monaten bewahrte ihn vor dem Vollzug der Reichsacht, die nun über ihn verhängt war. Luther nutzte die unfreiwillige Arbeitspause für eine eigene Übersetzung des Neuen Testaments.
In nur drei Monaten übertrug er es aufgrund der griechisch-lateinischen Ausgabe des Erasmus von Rotterdam aus dem Urtext ins Deutsche - eine kühne Leistung, fehlten ihm doch dafür auf der Wartburg sämtliche wissenschaftlichen Hilfsmittel.

Ein halbes Jahr nach Luthers Rückkehr nach Wittenberg, im September 1522, erschien dort die Übersetzung des Neuen Testaments im Druck. Dieses sogenannte September-Testament, in einer Auflage von 3000 Exemplaren hergestellt, war trotz des hohen Preises (½ Gulden = Preis für ein halbes Kalb) in kürzester Zeit ausverkauft.

Schon im Dezember 1522 ließ Luther eine zweite Auflage drucken, in der er Hunderte Korrekturen und stilistische Veränderungen vorgenommen hatte. Diese Ausgabe ist das sogenannte Dezember-Testament, von dem die Lippische Landesbibliothek ein seltenes, wenngleich stark vom Wurmfraß beeinträchtigtes Exemplar (Th 76.2°) besitzt.

Seit seinem Wartburg-Aufenthalt plante Luther, auch das Alte Testament ins Deutsche zu übertragen. Ab 1523 veröffentlichte er bei Wittenberger Druckern zahlreiche Einzeldrucke und Teilausgaben. Um eine philologisch korrekte und zugleich sprachlich optimale Übersetzung aus dem hebräischen Urtext leisten zu können, scharte er eine Arbeitsgruppe kompetenter Gelehrter um sich, das Collegium biblicum, zu dem unter anderen Philipp Melanchthon gehörte. Die erste Ausgabe der vollständigen Bibelübersetzung Luthers erschien 1534 in Wittenberg bei Hans Lufft. Luther und seine Mitarbeiter überarbeiteten ihre Übersetzung immer wieder neu; zuletzt unterzogen sie in den Jahren 1539 bis 1541 noch einmal die ganze Bibel einer Revision. Die letzte, von Luther eigenhändig redigierte Ausgabe kam 1545 heraus.


Siehe den Text von 1545: Text Luther 1545
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